So geht das doch nicht, mag man noch denken. Und dann: geht es doch. Obwohl die Schießbudenfiguren selbst, die sie uns im Nürnberger Schauspielhaus vorstellen, nur sehr wenig gehen in diesen siebzig Minuten. Eher verschieben sie sich untereinander und bewegen sich ansonsten auf der Stelle. Wo sie sich befinden sollen, wird uns brühwarm zugetragen: im „Gastzimmer einer Wirtschaft“. Tatsächlich befinden sie sich aber in einer Jahrmarktsbude, die uns ein Panoptikum kahlköpfiger mechanischer (Sex-)Puppen in Reihe und in Latex präsentiert: eine Wirtin und sechs Stammgäste sowie das schöne Paar. Die Mechanik quietscht, die Gelenke knarzen, jede Bewegung federt nach. Nach Hieben fallen die Figuren nach hinten aufs Trampolin und springen zurück. Lauter Stehaufmännchen. Sie leben im Automaten, ihr Leben verläuft mithin automatisch.
Da hat jemand eine Form gefunden, die eine Distanz schafft und eine Künstlichkeit. Nur, dass beide längst im Schwabischen zu Hause sind: in Werner Schwabs vielfach beschriebener singulärer Sprache als Motor aller seiner sechzehn Dramen. Es ist zum Beispiel die Distanz einer Figur, die nicht „ich“ sagen kann, sondern von „meiner Person“ spricht, die auch sonst nicht redet, wie ihr der Schnabel wuchs, sondern grotesk bildungshubernd ihre Bildungsferne überspielt oder zu kompensieren sucht. Das knüpft an Ödön von Horváths...
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