Jemand habe einmal gesagt, am Theater sei es wie beim Pizzalieferdienst. Am Ende geht es um die Pizza, nicht um den Boten. Und so verstehe sie auch ihre Aufgabe, sagt Anne Lenk. Als Regisseurin wolle sie hinter das Werk zurücktreten, sich nicht aufdrängen. Das habe auch mit Verantwortung zu tun. Der Begriff fällt in dem Gespräch des Öfteren. Verantwortung trage sie gegenüber dem Text, dem Raum, den Schauspielern – gegenüber der gemeinsamen Arbeit. Wenn sich die Schauspieler zur Verfügung stellen, so möchte sie als Regisseurin das ebenfalls tun. Keiner rangiert über dem anderen. Verbunden sind sie nicht durch ein eisernes Gehäuse der Hörigkeit, nicht durch Pflicht und Gehorsam, Befehl und Folgeleistung. Sondern durch die Arbeit an einer gemeinsamen Sache. Und die Lust daran. Denn die benötigt es zum Spiel. Sie wolle keine Schauspieler, die nur auf Befehl spielen, erzählt Lenk. Ihre Einwände sind nicht nur ethischer Natur, auch ästhetischer. Kunst kann nicht aus Pflichterfüllung, sondern aus Freiheit entstehen. Wobei, so ergänzt sie, zur Freiheit auch Regeln gehören. Regeln, die das gemeinsam Verabredete ausdrücken. „Theater ist Verabredung“, sagt Lenk. „Und auf Grundlage dieser Verabredung fertigen wir ästhetische Produkte an.“ Das Ideal dieser Produkte ist, dass sie sich selbst tragen, dass sie...