Zwischenstände
von Melanie Suchy
Erschienen in: And here we meet: Choreography at the edge of time – Alexandra Waierstall (06/2025)
Es könnte sein. Konjunktiv. Tanz kann vieles (nicht alles); für diejenige, die tanzt, auch diejenige, die das sieht, kann Tanz das Mögliche, sogar das Unmögliche realisieren. Das Unfassbare begreiflich machen. Oder das Begreifliche, das Begriffene unfassbar. Alexandra Waierstalls Choreografien bewohnen diesen unbewohnbaren Raum; sie werten das Dazwischen auf – und aus.
So weisen sie mir, als Zuschauerin, keine bestimmte Position zu, sondern lassen mich optische Distanz und bewegtes Beteiligtsein ständig austarieren. Dabei schätze ich es eigentlich, den Tanz von nahem zu sehen. Ich gehe mit beim Zusehen oder stocke, suche, finde, erfinde weiter, wende, folge, horche. Etwas ist – auch – durchsichtig, halb sichtig. Ich versuche, zu durchschauen. Träume das Gesehene rückwärts aus eigenen Bildern heraus.
Solch ein Bewegen mit dem Tanz zu wecken und in Gang zu halten, finde ich in dieser Art selten in der Szene des zeitgenössischen Tanzes in der Region und darüber hinaus. Diese feinsinnige Art, mit der die Choreographin ihrem Medium Tanz vertraut, kombiniert mit Licht, Raum, Klang, Kostümen und Objekten. Die Kunst schaut dann auf ähnliche Weise zurück. Man braucht einen Blick dafür.
mit Sinnen
Denn was in Alexandra Waierstalls Werken die einzelnen Tänzer:innen oder eine Gruppe antreibt, sie zueinander zieht, anhält oder auseinander...