Auftritt
Theater Münster: Selbstfindungstripp mit Hexenbegleitung
„Split“ von Sokola/Spreter (UA), Regie: Pablo Lawall, Bühne und Kostüme Lex Hymer
von Stefan Keim
Assoziationen: Nordrhein-Westfalen Theaterkritiken Dossier: Neue Dramatik Sokola/Spreter Theater Münster
BRUDER und SCHWESTER sind keine Geschwister. Sie nennen sich so, fühlen sich eng verbunden, und haben sonst keine Namen. Dafür werden sie im Text großgeschrieben. Wahlverwandte, die sich gegenseitig durchs Leben helfen. Nun unternehmen sie gemeinsam eine Reise zu SCHWESTERS Vater nach Split. Viele Jahre hat sie ihn nicht mehr gesehen, sie macht sich Sorgen, weil er sich nicht mehr meldet. Der Weg nach Kroatien wird zu einem surrealen Selbstfindungstripp. Von Anfang an werden die beiden von einer Frau mit roten Haaren und Hexenhut begleitet, die gerne unheimlich kichert.
Ivana Sokola und Jona Spreter – kurz Sokola/Spreter – waren in der vergangenen Spielzeit Hausautor:innen am Theater Münster. Im Programmheft erzählen sie, dass ihr neues Stück autofiktionale Züge hat. „Uns war wichtig“, schreibt Ivana Sokola, „diese Wahlverwandtschaft einmal literarisch zu behandeln und zu schauen, inwieweit unsere Geschichten zusammengewachsen sind und was diese Freund:innenschaft mit uns gemacht hat. BRUDER und SCHWESTER spielen das in ‚Split‘ anstelle von uns durch.“
Klingt spannend und persönlich, doch seltsamerweise wirkt der Text sehr steril und allgemein. BRUDER und SCHWESTER bekommen keine individuellen Hintergründe und höchstens Andeutungen von Psychologie und Biografie. Nicht einmal als aufgelöst wird, dass der Vater SCHWESTER und ihre Mutter verlassen hat, weil er...
Erschienen am 19.1.2024
