Theatermuseen und Theaterarchive sind eigenartige Phänomene, sammeln und präsentieren sie doch etwas, was es nur in einem zeitlichen Verlauf gibt: Theater in all seinen unterschiedlichen Formen – Sprechtheater, Oper, Tanz, Figurentheater, Pantomime. Die darstellenden Künste sind erst sehr spät als eigenständige Kunst ernst genommen worden. In Deutschland war es wohl Max Reinhardt, der mit seiner Auffassung von Theater und mit seinen sensationellen Erfolgen half, das Bewusstsein dafür zu wecken, dass Theater nicht einfach nur die Wiedergabe von literarischen Texten oder von musikalischen Partituren bedeutete, sondern dass es eine eigene Kunstgattung mit eigenen Regeln und einer eigenen Ästhetik ist – also keine Afterkunst, sondern eine Gattung sui generis. Die Formulierung dieser Gesetzmäßigkeiten ist Aufgabe der Theaterwissenschaft – und sie tut sich bis heute damit schwer.
Die Theaterwissenschaft als eigene Wissenschaftsdisziplin entstand in Deutschland ebenfalls sehr spät – 1923 wurde das erste selbstständige theaterwissenschaftliche Institut an der Berliner Universität gegründet. Eine Künstlervereinigung wie die renommierte Berliner Akademie der Künste schuf erst nach dem Zweiten Weltkrieg eigene Mitgliedersektionen für Theater (1950 in der DDR, 1954 in West-Berlin). Heute gibt es in allen Kunstakademien eigene Theaterabteilungen. An vielen Universitäten existiert die Möglichkeit, Theaterwissenschaft, manchmal noch verbunden mit der Medienwissenschaft, zu studieren. Eigenständige Theatersammlungen gibt...