1. She She Pop – vom Einzelgenie zum Frauenkollektiv
von Yana Prinsloo
Erschienen in: Recherchen 175: Theaterarbeit – Praktiken der Freien Szene (08/2025)
»Als Frau stecke ich in einer Geschichte, die ich nicht selbst geschrieben habe.«
Hexploitation
Der Name des Kollektivs She She Pop ist inspiriert durch die US-Rockband ZZ Top, einer Hardrock-Band der 1980er-Jahre, bestehend aus vier Musikern mit den angeblich längsten Bärten der Rockgeschichte.20 In ihren Videoclips – Sharped Dressed Man, Legs und Gimme All Your Lovin’ – werden vor allem rasende Oldtimer, knapp bekleidete Frauen sowie die Bandmitglieder, ausgerüstet mit Sonnenbrille und Hut, gezeigt. Vor fast drei Jahrzehnten parodierten vier Performerinnen ZZ Tops Auftreten und deren Songs mit angeklebten Bärten und in kurzen Cocktailkleidern in der Gießener Fußgängerzone. Diese erste Intervention im öffentlichen Raum – im Sinne einer genderkritischen Reproduktion der heteronormativen Geschlechterordnung – weist bereits drei Markenzeichen des She-She-Pop-Kollektivs auf: die kritische Auseinandersetzung mit vergeschlechtlichten (popkulturellen) Diskursen; die Konfrontation eines Publikums mit diesen Inhalten und die Verwendung des eigenen Körpers bzw. der eigenen Biografie als künstlerisches Ausgangsmaterial. Heute sind She She Pop selbst als erfolgreich alterndes Frauenkollektiv und (kultur-)politische Stimme zum Vorbild und Ankerpunkt für die Freie Szene und den von ihnen gelebten Arbeitspraktiken in Deutschland geworden. »Als Bezugsgröße für eine Frauenperformancegruppe hat ZZ Top lange ausgedient, die Geschichte ist zur Anekdote geronnen. Die Referenzen, ob nun ironisch...