Das Wiener Volkstheater, knapp 700 Meter Luftlinie vom Burgtheater an der verkehrsreichen Museumsstraße gelegen, war immer das Problemkind unter den Theaterhäusern der Stadt. Die hohe Anzahl von knapp 1000 Sitzplätzen verursachte dem schmucken Fellnerund-Helmer-Bau stets eine triste Auslastungsbilanz. Zudem hatte das zuletzt von Michael Schottenberg geleitete Haus an chronischer Unterdotierung zu leiden. Es gelang auch nie wirklich, überregional Relevanz zu erlangen.
Schottenberg, der seine letzten Produktionen bei maroder Technik und undichtem Dach zu bewerkstelligen hatte, folgt nun Anna Badora nach, die Wunderintendantin aus Graz. Am dortigen Schauspielhaus hat sich die gebürtige Polin als veritabler Talentscout erwiesen. Badora hat unter anderem den ungarischen Regisseur Viktor Bodó entdeckt oder die nun in Berlin beheimatete israelische Regisseurin Yael Ronen. Am Volkstheater, wo sie in den ersten beiden Monaten ihrer Intendanz satte zehn Premieren vorstellte, ist es nun Dušan David Pařízek, der amtierende „Regisseur des Jahres“, den sie in weiser Voraussicht dem Burgtheater abspenstig machte. Nota bene lief auch die „Schauspielerin des Jahres“, Stefanie Reinsperger, von dort zu ihr über. Was will man mehr? Natürlich Geld für die Sanierung. Diese ist nun auch auf Schiene, die Stadt Wien schießt zur Gesamtsumme von 35 Millionen Euro deren zwölf bei.
Der einzige Schönheitsfehler in diesem rundum...