Kommentar
Theatertreffen der Geister
Die Jury hat gewählt: das sind die 10 Nominierten Inszenierungen für das diesjährige Theatertreffen. Doch was sagt die Auswahl über unsere jeweilige Gegenwart aus? Welche Verschiebungen gibt es?
Assoziationen: Maxim Gorki Theater Wiener Festwochen Tanztheater Wuppertal Pina Bausch Volksbühne Berlin brut Hessisches Staatstheater Wiesbaden Residenztheater Theater Magdeburg Staatsoper Stuttgart Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin Schauspielhaus Hamburg Berliner Festspiele
Erschienen am 23.1.2025
Niedrige Tische, Filterkaffee und Croissants standen im Foyer des Haus der Berliner Festspiele bereit, als die Jury des 62. Theatertreffens (Eva Behrendt, Valeria Heintges, Martin Thomas Pesl, Sascha Westphal, Sabine Leucht, Janis El-Bira, Katrin Ullmann) ihre diesjährige 10er-Auswahl verkündete. Unter 738 Inszenierungen aus 88 Städten hat die Jury im Sichtungszeitraum wie jedes Jahr die 10 „bemerkenswertesten Inszenierungen“ ausgesucht. Von den gesichteten Inszenierungen seien 44 Prozent von Frauen oder Kollektiven mit mehr als 50 Prozent Frauen*-Anteil gewesen, wie Nora Hertlein-Hull, Leiterin des Theatertreffens zu Beginn betont. Das sind in diesem Jahr: Geister, Wiedergänger, gleich sieben Uraufführungen und eine Musiktheaterproduktion.
Die Auswahl fokussiert eine düstere Gegenwart, die, wie Juror Janis El Bira bei der Pressekonferenz sagte, nach dem fragt, was übrigbleibt. Da ist der Datenschrott in „[EOL]. End of Life“ von DARUM am brut Wien, da ist das Familientrauma in „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon am Theater Magdeburg in der Regie von Jan Friedrich und der Tod von René Pollesch, den er mit seiner letzten Arbeit „ja nichts ist ok“, in der Fabian Hinrichs, der als Ko-Autor gleichzeitig als Erzähler, Alter ego und zersplitterte Figuren von einem Chor begraben wird, ästhetisch vorwegnahm. Auch die Wiedergängerproduktion „Kontakthof – Echoes of ’78“, das...
Erschienen am 23.1.2025
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