Glanz und Elend: Unter diesem Titel veröffentlichten wir im Oktober 2016 ein Interview mit dem Schauspieler Shenja Lacher sowie Lisa Jopt und Johannes Lange vom Ensemblenetzwerk. Es ging um Machtmissbrauch und toxische Arbeitszusammenhänge an Theatern. Lacher, damals Ensemblemitglied am Münchner Residenztheater, war einer der Ersten, der sein Unbehagen an Strukturen und Umgangsformen im Betrieb in dieser Form öffentlich machte. Vier Jahre später sprechen wir immer noch davon. In Karlsruhe beschuldigten jüngst große Teile der Belegschaft ihren Intendanten Peter Spuhler des Machtmissbrauchs. Das Theater gehört reformiert. Nur wie?
Frau Puls, Frau Jennicke, Herr Schlötcke, Intendantinnen und Intendanten an Theatern werden, und so ist es für einen Ort der Kunst natürlich richtig, vorrangig nach künstlerischen Kriterien ausgewählt. Das Problem ist nur: Nicht zwangsläufig sind sie auch die besten Chefs. Temperament kollidiert mit Respekt, Narzissmus mit Teamfähigkeit, es kommt zu verbalen Entgleisungen, Drohungen, Machtmissbrauch. Unter dem Deckmantel der Kunst wurden derartige Zustände an Theatern lange toleriert. Handelt es sich dabei um ein spezifisches Theaterproblem?
Wiebke Puls: Ob es ein spezifisches Theaterproblem ist, kann ich nicht sagen, denn ich lebe ja leider nur im Theater (lacht). Nein. Aber ja, es gibt Dinge, die ich mir in Bezug auf dessen Führung anders vorstellen...