Von der Hotelterrasse im Libanongebirge kann der Blick nach Westen in Richtung Beirut und Mittelmeer schweifen – oder nach Osten zu schneebedeckten Bergen, wo im Winter Ski gefahren wird. Dahinter liegt Syrien. Für eine Woche bietet ein Viersternehotel acht syrischen Flüchtlingen ein Time-out aus dem prekären Alltag. Hier findet ein Workshop mit dem syrischen Dramatiker Mudar Alhaggi statt, in dem die jungen Teilnehmer erste Erfahrungen mit dem dramatischen Schreiben machen.
In den Pausen finden sich alle auf der Terrasse ein. Es wird viel geraucht. Maher erzählt, wie er im berüchtigten Jarmuk-Camp in Damaskus wohnte, als es bombardiert wurde. Er hörte von zahlreichen Verletzten und Toten, wollte helfen und eilte los – als er dann dort eintraf, war er jedoch paralysiert. Statt erste Hilfe zu leisten, besorgte er sich Zigaretten und rauchte – zum ersten Mal in seinem Leben. Seit diesem Tag ist er starker Raucher.
Auf weißen Plastikstühlen werden die gleichen Geschichten wieder und wieder erzählt. Die Flüchtlinge befinden sich in Parallelwelten der anderen Art – in einer Cloud der Vergangenheit, in Erinnerungen an tote Verwandte, zerstörte Häuser und Städte. Trennung und Verlust begleiten nun ihr Leben. WhatsApp-und Skype-Töne sind der Soundtrack dieser Woche. Smartphones sind für die Flüchtlinge wie...