„Er könnte jetzt anfangen. Der Aufbau ist vorbei“, steht auf dem Bildschirm. Shahab Anousha saugt immer noch und hat sich erst mal hinter den Monitor zurückgezogen. Nach einigen Minuten zerlegt er gefühlvoll den ganzen Staubsauger, vollführt eine gelenkige Pirouette mit dem Schlauch und trägt dann den Staubbeutel wie eine Trophäe vor sich her. Etwas später liest und hört man die Karaokefassung der Pop-Schnulze „I will always love you“ vom Band. Anousha singt nicht. Der Performer richtet seinen Blick sehnsüchtig auf das viel zu hoch eingestellte Mikrofon, während neben ihm die deutsche Liedübersetzung über den Monitor flirrt. In einer entschleunigten und gleichzeitig kurzweiligen halben Stunde legt es Anousha darauf an, mögliche Erwartungshaltungen des Publikums gezielt nicht zu bedienen. Stattdessen setzt er auf kreative Verweigerung, verbunden mit subtilem Humor, und regt so dazu an, Abwesenheit als positiven Möglichkeitsraum wahrzunehmen. Das grande finale von „Whirlpool“, seiner Masterarbeit in Performance Studies an der Universität Hamburg, ist unterlegt mit Klängen von Mozarts „Requiem“: Zu sehen ist das Video einer Waschmaschine, die sich im Schleudergang schrittweise selbst zerlegt, bis die übrig gebliebene Trommel befreit über den Rasen hoppelt.
Die Poetik des Visuellen
„Whirlpool“ war im November 2022 bei Theater der Dinge in der Berliner Schaubude zu...