Der ungarisch-jugoslawische Choreograf und Performer Josef Nadj ist einer der angesehensten Künstler in der modernen Tanzund Tanztheaterszene Europas. 1957 als Sohn einer ungarischen Familie in der jugoslawischen Provinz Vojvodina (im heutigen Serbien) geboren, verbrachte er die meisten Jahre in Frankreich, wo er, seit dessen Gründung 1995, das Centre Chorégraphique National d’Orléans leitet. Eigentlich wollte Nadj Maler werden und studierte an der Kunsthochschule Novi Sad. Doch erst in den späten neunziger Jahren kehrte er nach langer Pause zur bildenden Kunst zurück. Zu seinen aktuellen Arbeiten zählen Fotogramme: mysteriöse, abstrakte Bilder, die ohne Kamera entstehen.
Nadjs Interesse galt jedoch neben der Malerei vor allem der Schauspielerei und dem Physical Theatre. 1980 zog er nach Paris, er lernte dort bei Marcel Marceau und Étienne Decroux, fand Zugang zum zeitgenössischen Tanz und wurde von Mark Tompkins in Tai-Chi und Butoh unterrichtet. Nadj trat in Inszenierungen von Tompkins, Catherine Diverrès und François Verret auf, er entwickelte eine eigene Tanztheaterpraxis und etabliert 1986 seine eigene Compagnie, das Théâtre Jel (Jel ist das ungarische Wort für „Zeichen“).
Die Kritiken waren voll des Lobes. Produktionen wie „Peking Duck“, sein Debüt 1987, „Woyzeck“ (1994) oder „Paysage inconnu“ (2014) kamen sehr gut an, und Nadj erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Für...