Kommentar
Dramatisches Quintett // Quälendes Quintett
Der Mülheimer Dramatikpreis geht an Sivan Ben Yishai
von Lina Wölfel
Assoziationen: Nordrhein-Westfalen Debatte Dramatik Sivan Ben Yishai
Erschienen am 27.5.2024
„Nora oder wie man das Herrenhaus kompostiert“ – so heißt das Siegerstück des diesjährigen Mülheimer Dramatikpreises. Geschrieben von Sivan Ben Yishai, übersetzt von Gerhild Steinbuch und uraufgeführt von Marie Bues am Schauspiel Hannover. Nach gut zweieinhalb Stunden Debatte setzt sich das Stück in der Abschlussdiskussion schließlich gegen „Juices“ von Ewe Benbenek (uraufgeführt von Kamila Polívková in Mannheim), „Laios“ von Roland Schimmelfpennig, uraufgeführt von Karin Beier am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und „The Silence“ von Falk Richter, uraufgeführt vom Autor selbst an der Berliner Schaubühne. Zuvor waren „Baracke“ von Rainald Goetz, uraufgeführt von Claudia Bossard am Deutschen Theater Berlin, „forecast : ödipus. living on a damaged planet (τύφλωσίς, II)“, uraufgeführt von Stefan Pucher in Stuttgart und „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“ von Felicia Zeller (uraufgeführt von Eike Weinreich in Oberhausen) aus dem Rennen geworfen worden.
Die Auswahl sei in diesem Jahr außergewöhnlich schwergefallen. Franz Wille, Delegierter des Auswahlgremiums der Preisjury spricht von einem qualitativ und quantitativ starkem Jahrgang. Insgesamt 191 Uraufführungen habe es im vergangenen Relevanzzeitraum gegeben, 146 davon kamen für den Preis in Frage. Es hätten ohne weiteres doppelt so viele Stücke eingeladen werden können: „Das war nicht immer so“, sagt er. Ein Zeichen für den Uraufführungshype oder die kreative...
Erschienen am 27.5.2024