Ali tut der Schwanz weh. Deshalb kann er heute Nacht nicht mit zur wilden Katharina kommen, er will nach Hause. Nur ein Tänzchen wagt er noch mit der einsamen Witwe Emmi – angestachelt von seinen drei Freunden Fuad, Ahmed und Said, die sich wie Ali von der feschen Kellnerin Barbara und Dudelmeister Horst am Elektropiano gut bedient fühlen. Diese, angelockt von der Livemusik in der schäbigen Vorstadtkneipe mit Altenburger Flaschenbier und populären Melodien, mit Tischkicker und Karaoke-Einlagen, kehrt hier erstmals auf eine kleine Cola ein. Ali, ganz Gentlemen, bezahlt und bringt die gut 20 Jahre Ältere nach Hause. Dort schwatzen sie eine halbe Nacht lang, Ali muss nicht in sein Sechsmannzimmer zurück, die große Liebe bricht sich zwischen dem Kfz-Mechaniker und der Putzfrau Bahn – und endet in schneller Heirat bzw. dem Beginn rassistischer Anfeindungen, die nun auch Emmi, deren polnischer Mann vor zehn Jahren starb, mit voller Wucht ereilen. Die Drastik der Schimpfwortwahl erreicht schnell ihren moralischen Tiefpunkt, wobei die Gürtellinie in München anno 1974 sehr, sehr tief hing, es aber bei Verbalien blieb.
Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“ zeigt – 1974 erst als Film, dann als Stück – das kurze Glück zwischen einem Einwanderer aus Marokko,...