Die Idee einer Res publica Europa, einer Europäischen Republik, ist aktuell eine politische Utopie. Menschen, die heute in Europa leben, haben keineswegs gleiche politische Rechte. Es gibt keine gemeinsame kontinentale europäische Politik, es mangelt an einer zukunftsorientierten Vision. Im Fokus der Politik steht nicht das Gemeinwohl aller Bürger*innen, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher politischer Ansprüche, wirtschaftlicher Interessen und bürokratischer Richtlinien.
In Zeiten anhaltender Krisen sind besonders Kulturschaffende in ihrem alltäglichen Leben und Arbeiten den Auswirkungen einer solchen Politik ausgeliefert. Vor allem freischaffenden Künstler*innen wird die Lebensgrundlage entzogen: Häufig können sie nur mit Hilfe von Nebentätigkeiten überleben, vielmals werden diese gar zum Vollzeitjob und verdrängen die Kunst auf einen Nebenschauplatz. Nicht nur in den osteuropäischen Ländern geraten die Künstler*innen durch schlechte Bezahlung und mangelnde Produktionsbedingungen immer wieder an den Rand ihrer Existenz. Auch wenn die Situation in Deutschland oder den Niederlanden ungleich besser ist als in Serbien oder Griechenland, leben die Künstler*innen auch hier häufig in prekärsten Verhältnissen. Fragen nach der Bedeutung und dem Wert von Kunst werden laut, der Berufsstand freischaffender darstellender Künstler*innen steht auf dem Prüfstand.
Während der zweiten Jahreskonferenz 2018 des Internationalen Netzwerks für zeitgenössische darstellende Künste (IETM) in München ging es zunächst um die Selbstermächtigung der Künstler*innen und...