Theater der Zeit

Recherchen 170

Tropen des Kollektiven

Horizonte der Emanzipation im Epischen Theater

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Einführung

von Matthias Rothe

»Ich habe das Theater immer sehr geliebt und dennoch gehe ich kaum noch dorthin«,1 schreibt Roland Barthes 1965. Das Theater scheint uns seit Langem etwas zu versprechen: Vorführende und Zuschauende sind füreinander anwesend. Hier und jetzt wird etwas gezeigt, das heißt mit dem ganzen Körper vorgeführt und wahrgenommen, etwas, das mit aller Leben zu tun haben könnte. Mit anderen Worten, hier kommen Menschen tatsächlich zusammen, noch in überschaubarer Anzahl, aber bereits anonym genug, um das geteilte ›Eingestimmt­sein‹ als Überraschung und Glück, ja beinahe als gemeinschaftliche Kraft zu empfinden. Aber zugleich scheint auf dieses Versprechen nie etwas zu folgen. So legt es auch Barthes nahe. Ein eher ritualisierter Kontakt setzt sich an die Stelle eines Ereignisses. Es bleiben die Routinen einer …

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  • Aus der Uhu-Serie »Künstler und Werk mit sich allein«. Bei der Arbeit: Brecht und andere. Uhu 3 Jg. Heft 11 1927

    Die künstlerische Arbeit fotografieren

    »Bei der Arbeit. Künstler und Werk mit sich allein«, so lautet 1927 der Titel einer Fotoserie im monatlichen Journal Uhu, das, seit 1924 vom Ullstein Verlag herausgegeben, äußerst erfolgreich und …

    von Matthias Rothe

    Foto: Getty Images

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  • Walter Gropius, Total Theater for Erwin Piscator, Berlin, 1927. Unidentified Artist; Harvard Art Museums/Busch-Reisinger Museum, Gift of Ise Gropius

    Die Kapitalismuskritik des epischen Theaters

    Episches Theater: Selbstermächtigung der Kooperation Wie wird der Zusammenhang zweier Arbeitsregime in den ästhetischen Programmen des epischen Theaters ebenso wie in seiner Praxis thematisiert und vorausgesetzt? Das Uhu-Programm der Versuche-Gruppe …

    von Matthias Rothe

    Foto: President and Fellows of Harvard College, BRGA.24.145.

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