Applied Theatre meint ein Theater, das sich in konkreten Anwendungskontexten um eine Veränderung der Wirklichkeit bemüht. Die in diesem Buch versammelten Beiträge beschreiben die politischen und ethischen Schwierigkeiten, die mit einer solchen intervenierenden Praxis verbunden sind: Durch Applied Theatre werden Situationen initiiert, die diejenigen, die sie angestoßen haben, verantworten müssen – obwohl diese Situationen auf eigenartige Weise ihrem Zugriff und ihrer Kontrolle entzogen scheinen. Begriffe wie Rahmen, Dispositiv oder Wiederholung verweisen auf das, was Theater der tatsächlichen Handlungsmacht Einzelner immer auch entzieht, woraus sich produktive Kontingenzen, aber auch Anlässe des Scheiterns, Bruchmomente, Widerstände des Systems gegen sich selbst ergeben. Applied Theatre, das Theater, spielt weltweit mit: oft in mehr als fragwürdigen Kontexten, die neoliberal, paternalistisch, auch repressiv oder autoritär strukturiert sein können: Welche Formen der Anpassung und Selbstausbeutung sind damit verbunden? Welche Möglichkeiten des Widerstands bleiben zu erhoffen? Das Buch gibt Einblick in aktuelle Positionen der internationalen Debatte und schließt an die Ergebnisse von Theater als Intervention an.
Die Herausgeberinnen und Herausgeber lehren am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin und arbeiten gemeinsam an dem Forschungsprojekt „The Aesthetics of Applied Theatre“ (gefördert vom European Research Council).