1991 fand im damaligen Puppentheatermuseum im Münchner Stadtmuseum ein Symposium mit Puppentheaterwoche zur Geschichte der lustigen Figur statt. Jeder Wissenschaftler versuchte die nationale Spezifik ‚seiner‘ komischen Figur herauszuarbeiten. Neben folkloristischen Aufführungen osteuropäischer Staatstheater, mit viel Tracht und viel Schauspiel, und einem Münchner Dultspieler überzeugten eigentlich nur Henryk Kemeny (1925–2011) aus Budapest mit seinem Vitéz László und der gelernte Architekt Bruno Leone mit seinem neapolitanischen Pulcinella. Der Amsterdamer Jan Klaaszen war so weichgespült, dass er mit seinem türkischen Freund Karagöz Abenteuer erlebte, anstatt diesen zu verprügeln. Der so kluge und feinsinnige George Speaight (1914-2005) merkte daraufhin an, dass ja wohl Punch der älteste unter den lustigen Figuren sein müsse, da er sich als einziger seine Vitalität, Qualität und Quantität erhalten habe. In Großbritannien existierten immerhin noch hunderte Punch-Spieler, auf dem Kontinent müsse man die letzten ihrer Art mühsam suchen.
Ursprünge
Irgendwo muss der Pulcinella-Punch-Kasper ja entstanden sein. Aber war dies England? 1945 schrieb Svend Smith in seinem sonst exzellenten Buch über den dänischen „Mester Jakel“, dass die Figur ihre Wurzeln in Frankreich hätte und von einem „Maître Jacques“ abstamme. Nach den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs ist seine These verständlich, macht aber wenig Sinn, wenn man auf die Landkarte schaut, insbesondere...