John McGrath (1935–2002)
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)
ICH WEISS, DASS DER VERGLEICH ein bisschen sonderbar ist, aber die Erfahrung mit dem Theaterstück Magic Afternoon von Wolfgang Bauer hat meine emotionale, intellektuelle, professionelle Entwicklung genauso beeinflusst wie die der Lehren durch die Person John McGrath. Was sich hinter beiden Phänomenen verbirgt und sie verbindet, ist die Enttäuschung nach intensivem Erfolgserlebnis, die sich zugleich – 1968 hätte man gesagt: dialektisch – verwandelte in Lernfreude.
Wie schon angemerkt, bei der fünften und letzten Beschreibung der Coups wollte ich weniger ein Stück als einen Autor nicht übergehen, den englischen Dramatiker John McGrath. Ende der Vorstellung 24 Uhr (deutsch von Peter Borchardt) kam zur Deutschsprachigen Erstaufführung am Theater der Stadt Bonn 1968/69, brachte es auf 19 Inszenierungen in der BRD und wurde 1970 vom ZDF verfilmt (Bakke’s night of fame war in England ein schon berühmter Titel). Der jugendliche Bakke hat eine Frau ermordet. Er zeigt keinerlei Angst vor dem eigenen Tod, insistiert auf einem Gespräch mit dem Scharfrichter und bleibt auch vor dem Priester bar jeder Reue. Wir fanden noch für fünf weitere Stücke bis 1973/74 angesehene Erstaufführungsbühnen. Einen außergewöhnlich produktiven, erfolgreichen Dramatiker wie McGrath überhaupt für die deutsche Bühne entdeckt zu haben, war zunächst zweifellos ein Glücksfall, in vielerlei...