TdZ: Man hört ja oft, die Oberlausitz mit dem Bergland von Bautzen bis Zittau und die Niederlausitz mit Cottbus, dem Spreewald und den Tagebaugebieten seien nicht nur landschaftlich verschieden, sondern auch mental und kulturell. Stimmt denn das?
LH: Also das ist wirklich schwierig. Jeder, der von draußen draufguckt, würde sagen, das macht natürlich Sinn, Ober- und Niederlausitz, das muss ja die Lausitz sein. Das gemeinsam zu vermarkten und gemeinsam zu begreifen, liegt doch auf der Hand. Von innen heraus ist das ungleich komplizierter. Die Mentalität der Leute unterscheidet sich schon, weil die Geschichten der Regionen so unterschiedlich sind. Wenn man die kennt, erklären sich plötzlich viele gegenwärtige Phänomene. Auch diese Erzählung von Niederschlesien als in die Oberlausitz hinüberschwappend, das gehört mit zu dem riesigen Themenkomplex, der die Identität erschwert.
Das Hauptproblem für den anstehenden Strukturwandel heute besteht darin, dass wir zwei unterschiedlich regierte Bundesländer haben, Brandenburg und Sachsen. Das nächste Problem ist, dass es unterschiedliche Fördersysteme und -programme gibt, dass man sich nicht durchringen konnte, überregional und länderübergreifend Fördergesellschaften einzusetzen. Einerseits ist da die sogenannte Wirtschaftsregion Lausitz GmbH, die länderübergreifend gedacht war, aber von den sächsischen Partnern verlassen wurde und jetzt nur noch für die Niederlausitz da ist. In Sachsen...