Wolfgang Bauer (1941–2005)
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

DEM ZAUBER DES MAGISCHEN NACHMITTAGS in dem Theaterstück Magic Afternoon von Wolfgang Bauer trauere ich nach, egal wie seine Protagonisten letztlich einzuordnen sind, realistisch oder als Kunstfiguren. Bauer war zu Lebzeiten ein berühmter österreichischer Schriftsteller, und er trat auch so auf. Als Stückeschreiber machte er sich einen internationalen Namen. Für mich gehörte seine Entdeckung zu den Coups, den Einstiegserfolgen im Programm des Verlags Kiepenheuer & Witsch, Magic Afternoon wurde zu einem begehrten Repertoirestück.
Kennengelernt habe ich Bauer Anfang 1968. Nach einem Tipp von Peter Lotschak (österreichischer Regisseur, u. a. Intendant der Bad Hersfelder Festspiele), der Bauer als quirligen Künstler der aufsteigenden Grazer Kulturszene nannte, hatte ich mich nach Graz aufgemacht und Bauer dort getroffen. Auf Magic Afternoon war ich gleich abgeflogen und erwarb die Bühnenrechte für Kiepenheuer & Witsch, ohne die Uraufführung 1968 am Landestheater Hannover abzuwarten.
Lange Zeit hat Wikipedia im Artikel zu Wolfgang Bauer nach seinem Tod für Mythenbildung gesorgt mit der Falschmeldung, Magic Afternoon sei von 40 Verlagen im deutschsprachigen Raum abgelehnt worden (inzwischen teilweise korrigiert). In Wirklichkeit hatte Bauer seine Texte nie einem Bühnenverlag geschickt. Er gehörte zu den vielen Stückeschreibern dieser Zeit, die von der Funktion einer zwischen Autor und Theater vermittelnden Institution wie einem...