Ende September wurde Jon Fosse sechzig Jahre alt und zu diesem Anlass ein seinem Werk gewidmetes internationales Festival am Det Norske Teatret ausgerichtet. Diesem Theater im Zentrum Oslos ist Fosse stets auf eine besondere Weise verbunden gewesen. Denn hier erlebten nicht nur eine Reihe seiner frühen Stücke ihre Uraufführung, das Norske Teatret spielt ausschließlich in Nynorsk, einer von rund einem Drittel der Bevölkerung gesprochenen Variante des Norwegischen, in der Fosse schreibt. Für den Intendanten Erik Ulfsby ist diese erste Ausgabe des Festivals auch ein Versuchsballon, ob sich neben dem renommierten Ibsen-Festival noch ein weiteres Festival in Norwegens Hauptstadt platzieren lässt. Die bislang mehr als dreißig Stücke Fosses, von denen viele überall auf der Welt inszeniert werden, erlauben einen solchen Horizont.
Eröffnet wurde das „Fossefest“ mit Luk Percevals Bühnenversion der „Trilogie“, drei miteinander verknüpften Erzählungen, Fosses letzter großer Prosaveröffentlichung aus dem Jahr 2014. In ihr wird das Schicksal der hochschwangeren Alida und ihres Geliebten Asle geschildert, die etwa Ende des 19. Jahrhunderts aus einem Dorf an der norwegischen Westküste nach Bergen fliehen müssen, nachdem Asle in großer Not Alidas bösartige Mutter und einen Bootsbesitzer erschlagen hat, wofür er schließlich gestellt und hingerichtet wird. Im dritten Teil stehen Alidas und Asles Sohn...