„Meine Freiheit, deine Freiheit“, so sang schon anarchisch-hintersinnig Georg Kreisler. Aktuell versucht sich Matthias Rebstock, Professor für Szenische Musik an der Universität Hildesheim und Protagonist eines Musiktheaters postdramatischer Prägung, an einer „musiktheatralen Spekulation über die Freiheit“, wie es im Untertitel des Stückes heißt. Das „Büro für postidentisches Leben“ mit Texten des deutschen Autors Tilman Rammstedt und des katalanischen Dramatikers Marc Rosich zeigt einen co-working space mit seinen mehr oder minder an sich selbst verzweifelnden Insassen, die zwar in jeder Hinsicht post- sind (postideologisch, postmodern, postfeministisch, postfundamentalistisch, postallesmögliche), aber eben weder frei noch glücklich. Oder zumindest auf diese eigenartige Weise frei, von der schon Karl Marx als dem zweifelhaften Glück der Doppeltfreiheit der Lohnarbeiter schrieb: frei zwar von persönlichen Abhängigkeiten, frei aber auch von den Mitteln, die eigene Glücksfähigkeit zu realisieren.
Rebstock verschränkt diesen Aspekt mit einer Reflexion über den verlorenen utopischen Gehalt der Musik Beethovens, dessen letzter Satz aus der neunten Symphonie inzwischen als Instrumentalfassung zur Europahymne erklärt wurde. Der Text Friedrich Schillers fällt dem Schweigen anheim. „Bettler werden Fürstenbrüder“ – in der späteren Fassung geändert zu „alle Menschen werden Brüder“ – scheint angesichts der das Gegenteil bewirkenden ökonomischen Krise tatsächlich der Gegenwart unangemessen geworden zu sein, der Verzicht auf...