Jenseits aller aktuellen Modernitäten ist ein Theater angesiedelt, das Spielern und Spielerinnen einen Freiraum öffnet, überlieferte Formen und Weisen der Kunst des Schauspielens an neuen wie alten Stücken zu erproben und die tradierten Spielweisen daraufhin auszuprobieren, ob sie geeignet sind, die jeweils gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse ästhetisch überzeugend zu durchleuchten. Wenige Schauspielregisseure des 20. Jahrhunderts haben ihre Ensembles angehalten, diesen Freiraum auszuschreiten. Aus diesen praktischen Versuchen, nicht aus theoretischen Erwägungen, erwuchsen neue Spielweisen, neue zeitgerechte Formen eingreifenden Theaters. Im deutschen Theater ist dies wohl nur Bertolt Brecht und Benno Besson gelungen. Daran ist zu erinnern. In vielem Brechts Widerpart, stimmte Besson mit seinem Regiementor doch grundsätzlich überein, dass „die Schauspielkunst zu den elementaren gesellschaftlichen Kräften“ gehöre, dass „sie auf einem unmittelbaren gesellschaftlichen Vermögen, einer Lust der Menschen in Gesellschaft“ beruhe und dass „sie eine Sprache für sich ist, die nach keiner Begründung für ihren Gebrauch außer sich selbst suchen muss“ (Brecht). Für Besson waren Spielweisen geronnenes Theaterwissen, tradierbare Verfahren, Vereinbarungen zwischen Zuschauern und Spielenden, in denen die Differenz zwischen individuell-menschlichem Vermögen und gesellschaftlich-menschlichen Zwängen auf jeweils andere Weise theatralisch vergegenständlicht wird. „Bei der Spielweise, die ich persönlich versucht habe am Deutschen Theater zu entwickeln, könnte man sagen, dass der Zuschauer sich...
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