Wenn sich der Regisseur und Philosoph Tobias Rausch in seinem Essay „Schauspiele jenseits des Menschen“ (nachtkritik 15.10.2019) fragt, ob seine „eigenen Schwierigkeiten im Umgang mit Natur auf der Bühne auf ein tieferliegendes Problem deuten. Eines, das in der Wurzel unserer künstlerischen Darstellungsfähigkeiten liegt. In den Bedingungen, wen oder was wir als dramatischen Akteur zu akzeptieren in der Lage sind“, dann mag er damit recht haben. Denn bereits in seinem Titel verbirgt sich ein Subtext: Im Regelfall ist Theater = Schauspiel = dramatische Akteure auf der Bühne = Menschen.
Dass dieser Regelfall im zeitgenössischen Theater der Dinge nicht unbedingt gilt, liegt nicht in erster Linie daran, dass in dieser Theaterkunst Puppen jeglicher Art, sozusagen Ding-Substitute für Menschen, als „dramatische Akteure“ ihre Darstellungsfähigkeit beweisen können. Sondern eher an der sehr offenen Behandlung der Frage: Was alles kann Akteur und Movens einer Inszenierung sein?
Welche Wege sich öffnen können für ein Theater der Dinge, wenn es um die Auseinandersetzung mit „Natur“ auf der Bühne geht, zeigte die slowenische Inszenierung „Still Life. Nine Attempts to Preserve Life“ im November 2021 auf dem Festival Theater der Dinge in der Schaubude Berlin.
Auf einem Tisch, der fast die ganze Breite der Vorderbühne einnimmt, ein akribisch nachgebildetes...