An einem milden Sommerabend vor dem Bremer Theatro entstiegen einem Taxi zwei Männer, die sich herzlich umarmten: Zu meiner Verblüffung waren es die beiden Choreografen Johann Kresnik und Helmut Baumann, von denen ich nicht wusste, dass sie seit den fünfziger Jahren miteinander befreundet waren, obwohl sie in ihrer beruflichen Ausprägung nicht gegensätzlicher hätten sein können.
Der immer agile Choreograf, Tänzer und Regisseur Johann Kresnik ist am 27. Juli plötzlich im Alter von 79 Jahren in Klagenfurt gestorben. Kresnik war unumstritten der Vorreiter des modernen Tanztheaters. Seine Karriere begann er 1968 als Ballettmeister in Bremen während der Intendanz von Kurt Hübner. Seine etwa einhundert Tanz- und Theaterwerke sorgten regelmäßig für Skandale, da er oft konträr zur herkömmlichen Ballettästhetik arbeitete und seine stets politischen und gesellschaftskritischen Botschaften mit großem Nachdruck auf die Bühne brachte. Die österreichische Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die ihm im Juli noch das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien überreichen durfte, nannte Kresnik einen Künstler mit „Wut im Bauch“. Er wurde bis an sein Lebensende immer als „Berserker“ bezeichnet, aufgrund seiner rabiaten Bühnenästhetik.
Natürlich war Kresnik in seinen ästhetischen Mitteln erheblich brutaler als Helmut Baumann, er scheute keine radikalen ästhetischen Mittel, um seine Absichten deutlich werden zu lassen. Er ließ es...