Seit einigen Jahren schon steht Kafka fast auf jedem Spielplan, obwohl er kein einziges Drama geschrieben hat. Doch die Intendanten wissen: Um Schulklassen ins Theater zu locken, ist der inzwischen kanonische Autor ein echter Garant. Oftmals fallen genau aus diesem Grund die inszenatorischen Annäherungen etwas gefällig aus. Am Saarländischen Staatstheater hat man nun mit Laura Linnenbaums fabelhafter Uraufführung „Kafkas Haus“ erfreulicherweise einen ganz anderen Weg eingeschlagen.
Sowohl aus den Romanfragmenten als auch aus bekannten Erzählungen bildet sie eine stimmige Collage, die ein dichtes Gesamtbild des düsteren Kosmos des Prager Schriftstellers ergibt. Bereits in der ersten Szene entfalten sich wesentliche Grundkonstanten seiner Albtraumprosa. Die sieben Darsteller, die im Laufe des Abends abwechselnd mal Gerichtsbedienstete, Josef K. und überhaupt all die mysteriös-grotesken Typen des Kafka’schen Universums mimen, scharen sich vor schwarzer Kulisse um einen Tisch, auf dem ein Anzug liegt (Bühne Valentin Baumeister, Kostüme Michaela Kratzer). Bevor er einem von ihnen angelegt wird, nutzt ihn das Septett als eine Puppe. Die leere, bewegliche Hülle wird zum Inbegriff des modernen, von anonymen Mächten gesteuerten Menschen. Kaum modisch ausgestattet, stolpert die von Raimund Widra gespielte Figur von einer Szene in die nächste. Verzweifelt sucht er seinen Richter und gerät bald schon in einen riesigen...