Christoph Marthaler
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

DER SCHWEIZER REGISSEUR3 ist heute einer der berühmtesten Namen im deutschsprachigen Theater, als Regisseur und Musiker erfolgreich, mit Preisen vielfach ausgezeichnet. Wir sahen ihn als Künstler anders, mangels einer schon vorhandenen Bezeichnung nannten wir sein Schaffen das eines »Urhebers«, im Unterschied zum Interpreten.
Marthaler wurde 1951 geboren, bezeichnet sich als »Sohn der Berge«, studierte Musik, arbeitete zunächst in der deutschsprachigen Off-Theater- und Musikszene, schrieb zahlreiche Bühnenmusiken für das Schauspiel und inszenierte seit Anfang der 90er Jahre an prominenten Stadt- und Staatstheatern. Dieses biografische Stenogramm verrät schon, dass Christoph Marthaler, obwohl als Regisseur Quereinsteiger, wie ein Fisch im Wasser im Theater in seinem Element schwimmt.
Marthaler ist »Urheber«, aber kein Autor im herkömmlichen Sinn von Schriftsteller, denn er verwendet ausschließlich Fremdtexte in seinen Collagen und Montagen für die Bühne und improvisierte Texte, die auf Proben entstehen. Die Texte stammen kaum aus der »schöngeistigen Literatur«, sondern eher aus Dokumenten zu seinem jeweiligen Thema, aus Reden, Artikeln, Briefen etc. Ein weiteres Bauelement der wortkargen Abende sind stumme, performative Einlagen, die sich variiert in vielen Projekten wiederfinden, wie zum Beispiel der Versuch, einen Notenständer oder ein Klappbett aufzubauen, die immer wieder zusammenkrachen. Das zentrale Mittel aber ist die Musik, sind insbesondere Lieder. Auf...















