Den Theatern in Deutschland und insbesondere den Schauspielsparten der Stadt- und Staatstheater wird seit Langem vorgeworfen, sich kulturell und sprachlich nicht hinreichend zu öffnen. Hingewiesen wird auf die historische Verankerung dieser Theater in der Tradition der Nationaltheateridee, die seit dem 18. Jahrhundert auf eine Bindung der Schauspielpraxis an die deutsche Sprache und einen Kanon von deutschsprachigen Theaterstücken abzielte. Weil sich die Theaterinstitutionen von einem national-bürgerlichen Bildungsprogramm, das ihre Gründung bestimmte, nach wie vor nicht emanzipiert hätten, so der kritische Befund, seien sie der kulturellen Diversität der Gegenwartsgesellschaft nicht gewachsen.1 Tatsächlich erscheinen die Schauspielensembles in Deutschland hinsichtlich ihrer ethnischen Zusammensetzung homogener strukturiert als die Gesellschaft als Ganzes. Auch fällt auf, dass in den Schauspielsparten der großen Häuser weit weniger Künstlerinnen und Künstler nichtdeutscher Herkunft tätig sind als in Tanzcompagnien oder Opernensembles. Schauspielerinnen und Schauspielern mit Migrationshintergrund bleibt der Zugang zu festen Ensemblepositionen oft verwehrt – eine Exklusion, die offenbar bereits bei der Rekrutierung des Nachwuchses durch die Schauspielschulen einsetzt.2
Seit etwa einem Jahrzehnt wird diese Situation im kulturpolitischen Diskurs vermehrt als Problem wahrgenommen. Wichtige Anstöße für eine breitere gesellschaftliche Diskussion lieferte die von der Intendantin Karin Beier angeregte sogenannte ‚Migrantenquote‘ am Schauspiel Köln.3 Weit nachhaltiger wirkte allerdings die...