Der Kritiker kommt aus dem Theater und spricht seine Eindrücke direkt in die Handykamera. Eine Minute lang, höchstens, dann wird gepostet. So funktioniert Theaterkritik online. Hat die klassische Rezension zwischen den schnellen, coolen Formen überhaupt noch einen Platz? Oder gehört sie zur Vielfalt der Stimmen unbedingt weiterhin dazu? Theater der Zeit startet im September eine Podcast-Reihe, in der Lina Wölfel (23) und Stefan Keim (54) miteinander diskutieren. Sie vertreten zwei Generationen und Erfahrungswelten. Später wollen sie andere Vertreter: innen aus dem Journalismus und der Theaterpraxis hinzuziehen. Doch beim ersten Mal unterhalten sie sich zu zweit über ihre Erwartungen an die Theaterkritik. Den kompletten Podcast gibt es auf www.theaterderzeit.de
Keim: Ich höre seit Jahrzehnten, dass die Theaterkritik dem Untergang geweiht sei und mit dem Bildungsbürgertum verschwinden wird. Warum stürzt du dich mit 23 in so eine anscheinend nicht besonders zukunftsträchtige Arbeit?
Wölfel: Erst einmal aus Liebe zum Theater. Ich hab ja vor drei Jahren angefangen, Theaterkritiken für Theater der Zeit zu schreiben. Ich hab zwar bisher nicht viel Geld damit verdient, aber immer Aufträge bekommen. Ich schreibe ja auch für die Hildesheimer Allgemeine Zeitung, und langfristig schreibende freie Mitarbeiter: innen werden gebraucht.
Keim: Ich arbeite viel für...