Bei Christoph Schroth denke ich an einen Brechtsatz: „In der Kunst genießen die Menschen das Leben.“ Dieser Satz war eine DDR-Weile lang das Motto des Staatstheaters Schwerin. Kunst stürzt, im Geiste, Verhältnisse um – aber es kostet nicht den Kopf. Doch, den sehr wohl: Ohne freies Denken ginge nichts. Ginge nichts an den Grund, der uns aufreißt. Das aber ist, solange es Spiel bleiben darf: Genuss. Ja, so genießen Menschen das Leben.
Von 1974 an hat Schroth in Schwerin als Intendant und Regisseur ein Theater betrieben, das zum Fußball aufschloss: Das Publikum kam in Sonderzügen. Zum „Faust“ etwa: Das war eine vielfarbige Wollust, die kein einziges Gefühl der Erdenexistenz verheimlichte. Im Frühlingsherbst der DDR dann der Schweriner „Wilhelm Tell“, über dessen Gastspiel in Berlins Volksbühne Heiner Müller schrieb: „Tumult unter Zuschauern – das war im Oktober 1989 das Freiheitsdrama.“
Schroth, Dresdner des Jahrganges 1937, hat Journalistik studiert. Ihm gelang durch gründliches Zweifeln an den Beschönigungspflichten die Flucht aus dem Beruf – bevor dieser ihn verbiegen konnte. Er wurde Assistent am Berliner Maxim Gorki Theater, ging 1966 nach Halle, wo seine Inszenierung „Zeitgenossen“ (von Stolper/Gabrilowitsch/Raisman) für Furore sorgte. Ich sehe sie noch immer, die beiden Hauptdarsteller: Kurt Böwe ganz kerlige Kraft,...
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