Die sechs afrodeutschen Frauen, die Magda Korsinsky für ihre Installation „Stricken“ interviewt hat, haben weiße Großmütter. Der Titel verdankt sich der speziellen Textur der Leinwand, auf welche die Porträts der jungen Frauen projiziert werden. Sie sind aus Textilien gefertigt, die die Großmütter aus ihren Schränken geholt haben. Beim Betrachten der Videos – das Festival Impulse fand dieses Jahr coronabedingt in einer verkürzten Version online statt – drängte sich der Eindruck auf, dass die Großmütter für die Erziehung der Mädchen eine prägendere Rolle gespielt haben als ihre weißen Mütter. Nur hin und wieder garnierten sie ihre Kommunikation mit der tröstlichen Versicherung: „Du bist ja gar nicht schwarz – nur mokka!“
Ein mehr oder weniger subkutaner Rassismus und der jeweilige Umgang damit, oft ironisch, humorvoll, liebevoll-distanziert, liefert Stoff für die Interviews. Als ein „Teufelsdreieck“ schildert eine der Frauen mit einem Lächeln die Triangel Oma/Mutter/Tochter. Die oft jungen (und berufstätigen) Mütter haben das Feld offenbar recht gern ihren eigenen Müttern überlassen, die ihrerseits die größere erzieherische Kompetenz für sich beanspruchten. Die Väter, die etwa als Studierende und junge Akademiker aus verschiedenen afrikanischen Ländern in die deutsche Provinz kamen, rückten ins zweite Glied. Eine der Frauen berichtet von der Sturheit und dem Eigensinn ihrer...