Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Vertreter:innen des Freistaates Sachsen,
zuerst möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen, dass ich diesen Preis, der in einer guten und wichtigen Tradition steht, erhalte. Dank auch an die Jury, die diesen Vorschlag unterbreitet hat, und an Matthias Lilienthal für seine freundlichen und nachdenklichen Worte.
Im Augenblick sind wir in den Endproben von Lessings „Minna von Barnhelm“ am Düsseldorfer Schauspielhaus. Wenn man so will, komme ich gerade aus einer Hauptprobe der Inszenierung, Lessings Texte im Ohr und seine Menschen vor Augen. Fast hatte ich vergessen, mit welcher Klarheit bei Lessing Argument an Argument gereiht wird, mit welcher Konzentration zugehört und widersprochen wird, wie um die Sache gestritten wird und wie verrückt es ist, wenn es einmal nicht um das eigene Recht geht, sondern um das Recht des anderen. Wie ein Mensch ganz bei dem anderen ist und Gefühl und Gedanke, Zuneigung und Vernunft einander angehören und untrennbar sind. „Minna von Barnhelm“ war zu seiner Zeit ein politisches Stück, ein Krisenstück, ein Stück Gegenwartsliteratur, es folgte keinem idealen Gedanken, sondern war Ausdruck einer gefühlten Not und Notwendigkeit. Es war übrigens ein großes Erfolgsstück, denn das Publikum hat all dies gespürt und gemocht.
Jede Stadt und jedes...