Sabrina Zwach, Olaf Nicolai, am 18. Januar 1967 kauft Helene Weigel als Dienstwagen für das Berliner Ensemble einen Mercedes-Benz Ponton. In der DDR sind zu dieser Zeit die Auswirkungen des 11. Plenums des ZK der SED zu spüren, Künstler und Intellektuelle werden als Gegner des Sozialismus gebrandmarkt. Im Westen erreicht die Studentenbewegung ihre Hochphase. Muss dieser Wagen, der als erstes Mercedes-Modell der Nachkriegszeit für das Wirtschaftswunder der BRD stand, nicht wie eine rollende Provokation gewirkt haben?
Sabrina Zwach: Helene Weigel war eine harte Verhandlerin. Sie hatte sowohl künstlerische als auch ökonomische Belange fest im Blick. Sie war Kommunistin, aber auch Österreicherin, was sie taktisch klug einzusetzen wusste. Werner Riemann, einer der ältesten Mitarbeiter des BE, hat uns erzählt, wie Weigel mit dem Mercedes Ponton ganz nach Belieben Dinge, Gedanken, Menschen über die so nah am BE gelegene Grenze habe transportieren können. Dieser Wagen konnte scheinbar mühelos alle Widerstände dieser Zeit überwinden. Ein Glücksvehikel. Ein transitorischer Ort.
Olaf Nicolai: Weigel hat das Auto wohl wie ein Produktionsmittel verstanden, und davon wollte sie eben die besten haben. Sind für die Weltrevolution die besten Dinge nicht gerade gut genug!?
Doch nicht einmal Walter Ulbricht fuhr so ein Auto – obwohl er gerne hätte....