Magazin
Aufbruchstimmung
Ein Drama-Showcase des Centro Dramático Nacional in Madrid
Erschienen in: Theater der Zeit: Was soll das Theater jetzt tun? – Eine Umfrage (05/2022)
Assoziationen: Europa Dramatik Dossier: Spanien Maxim Gorki Theater
Spanien ist dieses Jahr Gastland der Frankfurter Buchmesse. Was das Theater und insbesondere die zeitgenössische spanische Dramatik angeht, ist die Kenntnis hier relativ gering. Aber das könnte sich nun ändern. Der Heidelberger Stückemarkt (siehe S. 80) hat gleichfalls Spanien zu Gast, und das Centro Dramático Nacional (CDN), eine Art reformiertes Nationaltheater mit zwei Bühnen im Zentrum der Hauptstadt, bemüht sich um eine systematische Förderung von jungen Autoren. Dazu gehören seit 2020 Residenzen mit Workshop-Entwicklungen und in der jüngsten Ausgabe der eigenen Zeitschrift Dramática eine Bestandsaufnahme zur neuen Dramatik mit einer katalogartigen Darstellung von beachtlichen „75 Dramatiker:innen für das 21. Jahrhundert“. Ihr Herausgeber, der CDN-Produzent Fernando Sánchez-Cabenado, schätzt den Moment als äußerst günstig für neue Autoren im Theater ein, wie auch die stellvertretende Direktorin Fefa Noia, die sich für die Fortführung der Autorenresidenzen stark macht. Es gibt Themen, die brennen, wie die langen Schatten der Franco-Diktatur, die nun fast fünfzig Jahre nach deren Ende vor allem in Familiengeschichten aufgearbeitet werden. Auch die kulturellen Autonomiebestrebungen der einzelnen Regionen des Landes sind ein Thema und selbstverständlich der Blick auf neue soziale Phänomene.
Dass Behinderte ihre Sexualität leben wollen und ihnen dabei vielleicht geholfen werden müsste, ist auch in Spanien fast ein Tabu. Esther...