Essay
Mit dem Theater die Welt verändern
Zu Judith Malinas „Notizen zu Piscator“
Erschienen in: Notizen zu Piscator (11/2024)
Assoziationen: Theatergeschichte Dossier: USA Judith Malina Erwin Piscator
Dass Judith Malina die Schülerin Erwin Piscators wurde, verdankt sich vor allem dem Umstand, dass ihre Mutter, eine Schauspielerin, als junge Frau davon träumte, mit dem berühmten Theateravantgardisten der Weimarer Republik zu arbeiten. Als sie einen Rabbiner heiratete und ihren Beruf aufgeben musste, soll sie gesagt haben, dass sie eine Tochter haben werde, die an ihrer Stelle ihren Traum realisieren wird. So erzählt es Judith Malina. Und so sollte es, wenn auch unter gänzlich anderen Umständen, tatsächlich kommen: Vor dem zunehmenden Antisemitismus flohen Malinas Eltern mit der zweijährigen Judith 1929 nach New York. Dorthin ging auch Piscator ins Exil, nachdem er 1931 zunächst in die Sowjetunion, später nach Frankreich emigriert war, und gründete an der New School for Social Research den Dramatic Workshop. Dort begann die 19-jährige Judith Malina zunächst ein Schauspielstudium, nahm aber bald auch am Regieunterricht teil. Am meisten interessierte sie sich für die Unterrichtsstunden in Theaterforschung bei Piscator: seine Ausführungen zum Verhältnis von Kunst und Leben, Theater und Politik und zur gesellschaftsverändernden Kraft des Theaters.
Malina beschreibt in ihrem Buch die Migration des politischen Theaters Piscators aus den 20er Jahren der Weimarer Republik ins New Yorker Exil, wo es die Kriegsjahre in einem Schulprojekt überdauerte, um...