Theater der Zeit

Stück Labor 2021/22

Kim de l’Horizon – Michelle Steinbeck – Pablo Jakob Montefusco – Alexander Stutz

Es waren oft Zeiten des Aufbruchs, die nach einer Pandemie eingetreten sind. Das Förderprogramm für Neue Dramatik Stück Labor hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und in Kooperation mit vier Schweizer Theatern gleich vier Hausautor:innenschaften ermöglicht. In der letztjährigen Spielzeit sind nun vier Stücke entstanden. Aus dem Schlummer einer verordneten Zurückgezogenheit sind wir wortwörtlich in einer neuen Welt aufgewacht. Jede:r Autor:in stellt sich den brisanten Herausforderungen mit ihrer oder seiner ganz eigenen Sprache.

von Michael Gmaj

Erschienen in: Theater der Zeit: Neue Dramatik (03/2023)

Assoziationen: Dramatik Dossier: Stück Labor – Neue Schweizer Dramatik Dossier: Neue Dramatik Kim de l’Horizon Michelle Steinbeck Pablo Jakob Montefusco Alexander Stutz Theater Basel Bühnen Bern Theater St. Gallen

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Kim de l’Horizon, dieses Jahr für „Blutbuch“ mit dem Deutschen und Schweizer Buchpreis ausgezeichnet, beschäftigte sich mit Posthumanismus. Hänsel & Greta möchten das Klima retten. Doch wie begeistert man die Welt dafür? Im Wald, in dem nur noch die Droge Vitalin angebaut wird, treffen sie auf eine Hexe oder eher eine alternde Dragqueen und lassen sich von ihr in dreizehn Übungen die Weltrettung beibringen. Uraufgeführt wurde das Stück am 22. September 2022 an den Bühnen Bern.

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Michelle Steinbeck war 2016 mit ihrem Roman „Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch“ für den Deutschen und Schweizer Buchpreis nominiert. Am Theater Basel hat sie eine Dystopie über unsere Fortpflanzung verfasst. Das Stück erzählt von einer Welt, die kurz vor dem ökologischen Untergang steht und in der Männer nicht mehr fruchtbar sind. Ein hedonistischer König hat die ewige Party ausgerufen. Kinder darf man keine mehr gebären, dafür erhält man ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das Business mit Silikonbabys boomt und wird zur neuen Kunstform erhoben. Doch nun wird die Tochter des Königs schwanger und entdeckt Hoffnung in sich – ein revolutionärer und gefährlicher Gedanke. Die Uraufführung findet unter dem Titel „Die beste aller Zeiten“ am 28. April am Theater Basel statt.

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Pablo Jakob Montefusco, Hausautor am neu gegründeten Théâtre du Jura in Delémont, verfasste sein Stück „La Felicità“ auf Französisch und Italienisch. Denn im Zentrum steht eine Schweizer Einwandererfamilie mit italienischen Wurzeln. Bei einer Familienfeier kommt ans Licht, dass die Mutter in der Schweiz als Schrankkind versteckt wurde. Ein Stück über die Schattenseite des Schweizer Wirtschaftswunders und ihrer Auswirkungen auf die Nachkommen der Gastarbeiterkinder. Das Stück wird am 2. Juni am Théâtre du Jura mit deutscher Übertitelung uraufgeführt.

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Alexander Stutz, Hausautor am Theater St. Gallen, lässt in „Die Entfremdeten“ ein Panoptikum von Figuren auf einem Parkplatz aufeinandertreffen. Auch hier gibt es eine Gretel, ihren Wald hat sie aber abholzen und zubetonieren lassen und mit einem 24h- Shop ausgestattet. Es sind Figuren in einem Dazwischen, die auf der Suche nach sich selbst und ihrem Gegenüber nicht mehr weiterkommen. Und doch wächst inmitten von allem ein Sprössling, der Hoffnung auf etwas Neues verspricht. Das Stück wurde am 19. Januar 2023 in St. Gallen uraufgeführt.

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Die vollständigen Stücke können Sie hier als PDF herunterladen.

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