In eigener Sache
Theater der Zeit Jahresrückblick 2025
von Lina Wölfel, Stefanie Schaefer Rodes, Nathalie Eckstein, Paul Tischler und Thomas Irmer
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Das Theaterjahr 2025 begann mit einer großangelegten Debatte um die Haushaltskürzungen der Kommunen und Länder, in denen sich die Theater deutschlandweit mit drastischen Einsparungsszenarios der öffentlichen Hand in nie dagewesener Weise konfrontiert sahen.
Vor allem die Berliner Häuser standen in der kulturpolitischen Frage exemplarisch für die Frage, welche Rolle Kultur und Theater in einem Finanzhaushalt – und damit in einer Gesellschaft – spielen soll. Die schwarz-rote Koalition kürzte den Berliner Kulturetat ab 2025 um rund zwölf Prozent (etwa 130 Mio. Euro). Häuser wie die Schaubühne, das Berliner Ensemble, das GRIPS, die Parkaue oder die Sophiensæle warnten vor massiven Einschnitten, der Schließungen von Spielstätten und weitgehenden Programmstreichungen.
Im Frühjahr legte Dauerbrennerin Florentina Holzinger ihr Spielfilmdebüt hin, wurde erneut zum Theatertreffen eingeladen und ihr Bühnenbildner gewann mit der Bühne von „SANCTA“ auch kurzerhand noch den „FAUST“. Außerdem wurde bekannt, dass Holzinger und ihr Team den österreichischen Pavillon bei der Biennale von Venedig 2026 bespielen werden.
Zum Dauerbrenner mauserte sich auch das Theater Magdeburg im vergangenen Jahr. Mit Preisen und Auszeichnungen für seine Arbeit geradezu überhäuft, wurde es auch mit dem diesjährigen Martin-Linzer- Theaterpreis von Lina Wölfel ausgezeichnet.
Im Sommer verstarben nacheinander drei der großen Theaterkünstler: Carl Hegemann, Claus Peymann und Robert Wilson – so ästhetisch wie persönlich verschieden, aber alle generationenübergreifend prägend.
Auf der sonnigeren Seite des Sommers führte Sandra Hüller erstmalig Regie in Halle und Willem Dafoe kuratierte als Direktor der Biennale teatro in Venedig sein erstes Programm.
Im Herbst – neben weiteren Finanzierungsdiskussionen (auch um das RambaZamba) – wurde das Regiekollektiv DARUM mit dem NESTROY ausgezeichnet. Mit ihrer einzigartigen VR-Performance „[EOL]. End of Life“ stellten sie Fragen nach Trauer, Abschied und KI-Avataren. Als digital-ästhetischer Trend hat sich die Septemberausgabe von Theater der Zeit ganz der Frage nach KI als künstlerischer Intelligenz gewidmet.
Nun, am 30. Dezember, jährt sich Heiner Müllers 30. Todestag. Ein Schwerpunkt versammelt einige – für TdZ-Verhältnisse untheoretische – neue biografische Zugänge.
Um in all den Ereignissen den Überblick zu behalten und bei Bedarf in die Tiefe zu gehen, haben wir in diesem Jahr knapp 150 Onlinekritiken, Festivalberichte sowie Kommentare aus Deutschland, Europa und der Welt auf tdz.de veröffentlicht. Hinzu kommen etwa 150 tagesaktuelle Meldungen und über 900 Texte aus 12 Heften und 30 Büchern, die 2025 im Verlag Theater der Zeit erschienen sind und online gelesen werden können.
Unter den Buchtiteln finden sich unter anderem die Autobiografie von Klaus Zehelein sowie die Verlegerinnengeschichte von Ute Nyssen, das aufwändig gestaltete Buch zum Werk von Alexandra Waierstall und das Künstlerbuch des Bühnenbildners Gero Troike. Außerdem Recherchen zu Theaterpraktiken der Freien Szene, Digitalen Räumen und radikalen Formsprachen im Theater, Dekolonialer Ästhetik und Interventionen im politischen Theater und einem neuen Band in der Lektionen-Reihe zur Neuen Dramatik.
Der Verlag, „ein Unikum im deutschen Buchwesen“, wie Friedrich Dieckmann schreibt, freut sich in diesem Jahr über gleich zwei Auszeichnungen: den Kurt-Wolff-Preis im März, verliehen auf der Leipziger Buchmesse, und den Deutschen Verlagspreis im Oktober, überreicht auf der Frankfurter Buchmesse.
2026 feiert Theater der Zeit ein doppeltes Jubiläum: 80 Jahre Zeitschrift und 30 Jahre Buchverlag. Über das Jahr werden wir ausgewählte Texte aus unserem Archiv kostenfrei zugänglich machen. Auch die Gegenwart werden wir noch schneller und besser für Sie aufbereiten – in unserer neuen Rubrik „Das Wichtigste des Tages“ auf tdz.de und in einem werktäglichen Podcast. Bleiben Sie mit uns also weiterhin neugierig und informiert über „Das ganze Theater“.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr!
Ihr Theater der Zeit
Redaktion und Verlag
Erschienen am 29.12.2025




















