Einleitung
von Matthias Quabbe und Judith Jaeger
Erschienen in: And here we meet: Choreography at the edge of time – Alexandra Waierstall (06/2025)

Die choreografische Praxis von Alexandra Waierstall ist nicht notwendiges Instrument zur Herstellung einer tänzerischen Komposition, sondern eine Form des gemeinsamen Verhandelns von Körpern in ihren Konstellationen, Relationen und Wechselwirkungen, eine Praxis gemeinschaftlicher Empathie im Kontext von Raum und Zeit. Die Choreografien von Alexandra formulieren eine spezifische Ökonomie des Aushandelns, die eine gemeinsame Bewegung zur Folge hat, in der alle Elemente partizipieren und die einen Raum der Aufmerksamkeit öffnet, in dem sich die Zuschauenden wiederfinden können. Es ist eine Form des im Moment Seins. So werden aktuelle Diskurse wie Fragen nach Herrschaft, Hierarchie, das Verhältnis von sozialem Gefüge und individueller Verantwortung nicht als Prämisse formuliert; stattdessen entstehen durch diese spezifische Art des gemeinsamen Agierens Destillate menschlicher, politischer, sozialer Verhältnisse, durch die gesellschaftlich relevante Themen wie ein Echo schimmern.
In Alexandras Schaffen steht die choreografische Arbeit als körperliche Manifestation einer sozialen und temporalen Skulptur im Vordergrund. Darin geht es immer um die Verhältnismäßigkeiten von Körpern in ihrer Materialität und Bezügen in einem Gefüge mit anderen Körpern – ob sie nun anwesend sind oder nur vorgestellt als eine unausweichliche Realität. Daher erscheinen die Körper in Alexandras Arbeit immer als gleichermaßen starke wie verwundbare Körper, die immer eine Form von Nacktheit anschaulich machen und...