Kommentar
Theatertreffen 2024: Auf der Metropolenachse
von Thomas Irmer
Assoziationen: Berliner Festspiele
Die Zehnerauswahl des Berliner Theatertreffens vom 2. bis 19. Mai wurde von der neuen Leiterin Nora Hertlein-Hall und ihrer sechsköpfigen Jury vorgestellt. Bemerkenswert war zunächst, wie das letztjährige Desaster einer internationalen kollektiven Leitung des Theatertreffens und einer entsprechend chaotischen Pressekonferenz vom Intendanten der Berliner Festspiele, Matthias Pees, in seiner kurzen Begrüßung mit keinem Wort erwähnt wurde. So nüchtern geschäftsmäßig wie möglich, dabei in österreichisch freundlichem Ton ging dann Hertlein-Hall zur Sache. 690 Inszenierungen in 82 Städten seien gesichtet worden, was wahrscheinlich eine Rekordmarke darstellt. Aber am Ende ist die Zehnerauswahl geografisch gesehen die übliche Landkarte der Theatermetropolen in der naturgemäß westlich gelagerten Achse von Hamburg, Bochum über München zu den Salzburger Festspielen und nach Zürich, mit zwei Schlenkern zur Berliner Schaubühne.
Und dann doch zwei Ausnahmen: Erstmals ist das Theaterhaus Jena nominiert mit der Produktion „Die Hundekot-Attacke“ von Walter Bart und dem niederländischen Kollektiv Wunderbaum. Auch die Einladung von Werner Schwabs „ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM“ in der Regie von Rieke Süßkow am Staatstheater Nürnberg ist ein Stück weg von besagter Achse. Hertlein-Hall, die im Moment noch die Hamburger Lessing-Tage verantwortet, hob hervor, dass die Hälfte der eingeladenen Inszenierungen Uraufführungen seien.
Hier die Auswahl zum Theatertreffen 2024:
Bucket List
von Yael Ronen & Shlomi Shaban
Regie: Yael Ronen
Songwriting und Komposition: Shlomi Shaban
Uraufführung: 9.12.2023
Schaubühne am Lehniner Platz
Koproduktion mit Théâtre de Liège – mit Unterstützung von Wallonia-Brussels International.
Gefördert durch das europäische Theaternetzwerk PROSPERO – Extended Theatre.
Eine Vorstellung über Finsternis, Schönheit und Vergebung, basierend auf einer wahren Begebenheit
Konzept, Regie, Text: Walter Bart (Wunderbaum)
Urauführung: 27.10.2023
Theaterhaus Jena
Eine Koproduktion mit Wunderbaum.
Die Vaterlosen
Tragikomödie von Anton Tschechow
Deutsch von Ulrike Zemme
Mit „DAD MEN TALKING: Gesprächsreihe mit wechselnden Gästen & Carl Hegemann“ sowie einem Monolog von Katja Brunner
Regie: Jette Steckel
Premiere: 3.6.2023
Münchner Kammerspiele
Extra Life
von Gisèle Vienne
Konzept, Choreografie, Regie, Szenografie: Gisèle Vienne
Kreation und Performance in Kooperation mit: Adèle Haenel, Theo Livesey, Katia Petrowick
Uraufführung: 16.8.2023 (Ruhrtriennale)
Eine Produktion von DACM / Company Gisèle Vienne
Laios
ANTHROPOLIS II
von Roland Schimmelpfennig
Regie: Karin Beier
Uraufführung: 29.9.2023
Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
Macbeth
von William Shakespeare
Deutsch von Angela Schanelec und Jürgen Gosch
Regie: Johan Simons
Textfassung: Koen Tachelet
Premiere: 12.5.2023
Schauspielhaus Bochum
Nathan der Weise
Dramatisches Gedicht in fünf Akten
von Gotthold Ephraim Lessing
Regie und Bühne: Ulrich Rasche
Premiere: 28.7.2023
Salzburger Festspiele
Riesenhaft in Mittelerde™
nach „Der Herr der Ringe“™ von J.R.R. Tolkien
Eine begehbare Inszenierung von Theater HORA, Das Helmi Puppentheater und Schauspielhaus Zürich
Regie: Nicolas Stemann, Stephan Stock, Florian Loycke & Der Cora Frost
Uraufführung: 22.4.2023
Schauspielhaus Zürich
The Silence
von Falk Richter
Regie: Falk Richter
Deutschsprachige Erstaufführung: 19.11.2023
Schaubühne am Lehniner Platz
ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM
Ein europäisches Abendmahl von Werner Schwab
in einer Fassung von Rieke Süßkow und Klaus Missbach
Regie: Rieke Süßkow
Premiere: 6.10.2023
Staatstheater Nürnberg
Erschienen am 26.1.2024