Theater der Zeit

Recherchen 164

Theater der Vereinnahmung

Publikumsinvolvierung im immersiven Theater

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Einleitung

von Theresa Schütz

Teile des Ökosystems des Grand Barrier Reefs aus nächster Nähe zu betrachten, ohne dafür selbst an der Nordostküste Australiens in den Pazifik abzutauchen, das ermöglicht Künstler und Architekt Yadegar Asisi seit 2015 in zwei seiner inzwischen mehr als zwölf 360-Grad-»Panometern«1 in ganz Deutschland und Frankreich. Seit 2016 bietet das Unternehmen LesMills eine »Fitness-Experience« an, die movie rides, wie man sie aus IMAX-Kinos der neunziger Jahre kennt, mit Spinning-Kursen kombiniert, sodass die Illusion einer Fahrradtour nicht mehr nur über den Takt der Musik, sondern über einen Screen, der eine Berg- und Talfahrt simuliert, erzeugt wird. Einen Kinofilm wie Dirty Dancing oder The Great Gatsby im Rahmen eines thematischen Party-Events gemeinsam im Look der Zeit zum Leben zu erwecken, bieten britische Veranstalter …

Dank

Die vorliegende Studie ist die gekürzte, überarbeitete Publikation meiner im Sommer 2021 verteidigten gleichnamigen Dissertation und das Ergebnis meiner Mitarbeit im theaterwissenschaftlichen Projekt Reenacting Emotions. Strategies and Politics of Immersive …

von Theresa Schütz

1. Theorien der Immersion

Das deutsche Substantiv »Immersion« leitet sich vom spätlateinischen Nomen »immersio« ab; »immergere« ist die dazugehörige Verbform. Sowohl der Duden als auch Meyers Großes Konversationslexikon und der Brockhaus verzeichnen unter den …

von Theresa Schütz

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1.2 Apparaturen der Immersion und des Worldbuildings

Nachdem der Fokus im ersten Schritt auf rezeptionsästhetischen Dimensionen »immersiver Medien« lag, möchte ich im zweiten Schritt jenen anderen, dominanten Strang innerhalb der transdisziplinären Immersionsforschung schlaglichtartig vorstellen, der sich mit …

von Theresa Schütz

1.3 Immersion und Theater/-wissenschaft

Gegenwärtig wird nicht nur die Verwendung des Immersionsbegriffs immer unschärfer, sodass Immersion zum umbrella term für die Beschreibung ubiquitärer Phänomene im Bereich VR/transmediales Storytelling/digitale Medien(kunst) gerät. Auch unter dem metaphorischen …

von Theresa Schütz

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2. Immersives Theater

Verallgemeinernd lassen sich für den deutschsprachigen wie auch (west-)europäischen Gegenwartstheaterbereich mindestens für die letzten zwei Dekaden zwei große Tendenzen beobachten: Das sind die deutliche Zunahme an dokumentarischen einerseits und an …

von Theresa Schütz

2.1 Merkmale immersiver Theaterdispositive

Mit der Akzentuierung, Immersion und Gegenwartstheater primär über die differenzierende Beschreibung eines sich in den vergangenen Jahren herauskristallisiert habenden, neuen Aufführungsdispositivs zusammenzudenken, folge ich den in Kapitel 1.3 vorgestellten Positionen …

von Theresa Schütz

2.2 Immersives Theater im engen Sinn

Im Folgenden möchte ich Einblick in jenen bereits erwähnten Korpus immersiver Theateraufführungen geben, der sich formal – und damit auch wirkungsästhetisch – von all den anderen gesichteten Arbeiten abgehoben hat …

von Theresa Schütz

2.3.1 Alma von Paulus Manker

Bereits am 29. Mai 1996 fand die Premiere von Paulus Mankers Alma – A Show Biz ans Ende im ehemaligen Sanatorium Purkersdorf bei Wien statt. Innerhalb von 25 Jahren wurden …

von Theresa Schütz

2.3.2 Sleep no more von Punchdrunk

Wie Alma existiert auch Punchdrunks populäre Produktion Sleep no more bereits seit fast zwei Dekaden. Felix Barrett85 gründete Punchdrunk 2000 in London. Sleep no more feierte ebendort im Dezember 2003 …

von Theresa Schütz

2.3.3 Das Heuvolk von SIGNA

Nicht nur Alma von Paulus Manker oder Felix Barretts erste Arbeiten, sondern auch die ersten Produktionen des dänisch-österreichischen Kollektivs SIGNA91 lassen sich zwei Dekaden zurückdatieren. Formale Merkmale wie die zeitliche …

von Theresa Schütz

2.3.4 Wir Hunde von SIGNA

Bei Wir Hunde handelt es sich um eine Koproduktion der Wiener Festwochen mit dem Wiener Volkstheater 2016. Letzteres stellte SIGNA das alte Gründerzeithaus in der Faßziehergasse 5a im siebten Bezirk …

von Theresa Schütz

2.3.5 Das halbe Leid von SIGNA

Das halbe Leid entstand 2017 als Produktion des Schauspielhauses Hamburg in der ehemaligen Werkhalle der Firma Heidenreich & Harbeck am Wiesendamm in Hamburg-Barmbek, wo zwischen 1917 und 1976 Drehmaschinen und …

von Theresa Schütz

3. Polyperspektivismus. Von der Form zur Methode

Nach der einführenden Betrachtung ausgewählter Positionen der transdisziplinären Immersionsforschung (Kap. 1), der Beschreibung zentraler Merkmale immersiver Theaterdispositive (Kap. 2.1) und der Spezifizierung von immersivem Theater als rezente Theaterform, die das …

von Theresa Schütz

3.2 Multiple Polyperspektivität

Bereits in der Bezeichnung »Polydrama«, welche Joshua Sobol für Mankers Inszenierung von Alma entworfen hat, scheint auf, was für alle Aufführungen immersiven Theaters kennzeichnend ist: Wir haben es mit einer …

von Theresa Schütz

3.4 Zum Material: Zuschauer*innen als Ethnograf*innen

von Theresa Schütz

Wie alle Aufführungen sind auch immersive Theateraufführungen einmalig, flüchtig, nicht wiederholbar und entziehen sich einer materiellen Habhaftwerdung jenseits ihres Vollzugs (vgl. Weiler/Roselt, 2017, S. 45). Methodische Probleme, die Aufführungsanalysen per …

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4.6.1 Black or White?

Vor dem 3LD Arts and Technology Center in der Greenwich Street, Lower Manhattan. An der Glasscheibe des Eingangs hängt ein selbstgezeichnetes Schild mit der Aufschrift »SupremacyLand« und der Information, dass …

von Theresa Schütz

4.6.3 Whiteness erfahren und reflektieren

Da es mir nur möglich ist, aus meiner eigenen, weißen (und weiß markierten) Perspektive über die Aufführung und meine Zuschauer*innen-Erfahrungen zu sprechen, möchte ich im folgenden Abschnitt entlang einer theoretischen …

von Theresa Schütz

Literatur- und Quellenverzeichnis

Literatur- und Quellenverzeichnis Primärliteratur 500 Aufführungen Alma (1996 – 2018) – A Show Biz ans Ende. Programmbuch. The McKittick Hotel. Programmbuch zu Punchdrunks Sleep no more. Lessing, Gotthold Ephraim [1756] …

Die Autorin

Theresa Schütz, geb. 1986, ist Theaterwissenschaftlerin und Kulturjournalistin. Neben ihrem Bachelorstudium der Deutschen Literatur und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und ihrem Masterstudium der Theaterwissenschaft an der Freien Universität …

Foto: Copyright: Miriam Klingl